
Ansatz
In Katja F.M. Wolfs Werk verbinden sich Tanz, Theater, Bildmedien und Klangexperimente. Die Projekte entwickeln jeweils eigene Fragestellungen in kollaborativen Arbeitsstrukturen, die auf offenem künstlerischen und gedanklichen Austausch basieren und ihre performativen Gestaltungsmuster mit jeder Arbeit neu erfinden. Ihre Themen reichen von literarischen Stoffen und der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Sprache und Bewegung bis hin zu Fragen der Erkenntnistheorie und der Wahrnehmungspsychologie.
Katjas Arbeiten sind gleichermaßen theatrale Versuchsanordnungen wie poetische Untersuchungen. Sie beziehen auf unaufdringliche Art ihre Zuschauer als aktive Miterzeuger des jeweiligen Theater-Ereignisses ein. Für jede Arbeit wird eine neue Raumlösung mit ihrer jeweils eigenen Sitzanordnung entwickelt, welche das Publikum ins Gesamtbild der Aufführung Gemeinschafts-Erfahrung integriert. Ob sie das Publikum, wie für "ad ultimo", im Karrée um eine Spiegelfläche setzt, mit dem live gefilmten Abbild der Zuschauer*innen von "Treffpunkt 70 – eine Bewegungsmeldung" in ihrem imaginären Re-Enactment einer Stasi-Inspektion die elterliche Wohnung bevölkert, ob sich die Besucher*innen von "BlackMirrorSolo" auf einer Ebene mit der Tänzerin als Spiegelbild wiederfinden, stets haben sie aktiv und physisch teil an den Arbeiten. So durften sich die Zuschauer*innen in "Blick von nirgendwo" mitten im Bühnenraum hinlegen und mit geschlossenen Augen einem Hörspiel zum Thema lauschen, um die zweite Hälfte des Abends von der jeweiligen Gegentribüne aus zu erleben. In "Black & White Hearing" und "Dein Drehmoment" lassen sie sich von spiralförmigen Projektionsflächen umfangen.
Katja nutzt die Theaterarbeit als Instrument, als von Stück zu Stück neu zu entwickelndes Werkzeug, um den Bedingungen, Haltungen und Strategien des Körpers auf die Schliche zu kommen. Ihre Arbeit sensibilisiert für Zwischentöne in poetischen und luziden Bildern.
Artistic Profile
Katja nahm noch vor dem Abitur an diversen Klassen und Workshops in Zeitgenössischem Tanz, Improvisation und Komposition teil. 1990 begann nach zwei Bühnenbildhospitanzen an Theatern ihre akademische Laufbahn mit einem Philosophiestudium (Nebenfächer Psychologie, Neuere deutsche Literatur) an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Nebenbei arbeite sie sowohl im bildnerischen Bereich als auch an eigenen Tanztheaterprojekten in der Freien Szene. Nach drei Studienjahren in München wechselte sie an die Kunsthochschule Arnheim in den Niederlanden, für eine Vollzeitausbildung in Choreographie und Tanz. Am European Dance Development Center EDDC entwickelte sie ihre eigene künstlerische Sprache, kam mit wichtigen Tanz- und Performance-Künstlern und somatischen Praktiken in Berührung und wurde mit Musikkomposition, Video- und Bühnentechnik vertraut. Sie schloss ihr Studium am EDDC 1998 in Düsseldorf mit dem Bachelor ab und arbeitet seither als freie Choreographin, Performerin und Dozentin an der Schnittstelle zwischen Theater, Tanz und Medienkunst. Ihre Arbeit wurde mit dem Förderpreis für darstellende Kunst der Stadt Düsseldorf 2000, dem ChoreographInnenstipendium der Kunststiftung NRW 2003, sowie dem Auslandsstipendium der Staatskanzlei NRW 2009 ausgezeichnet. Ihre Choreographien für Theaterprojekte trugen zu Auszeichnungen wie "Der Faust" bei (2007 für „Cengiz & Locke“), dem Preis der Jury für die beste Inszenierung und Publikumspreis des 23. NRW-Jugendtheatertreffen (2007 für "Robinson & Crusoe“), der Nominierung zum "Stella09" (2009 für „Risiko“). Seit 2012 als Heilpraktikerin für Körpertherapien zertifiziert, absolvierte sie 2018 ihr Masterstudium der Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin mit einer Masterarbeit über „Aspekte des Heilsamen. Ansätze von Kunst und Therapie bei Anna Halprin und Fe Reichelt“. Im Folgejahr betreute sie die Dramaturgie und Textarbeit für das Kinder-Tanztheaterstück „drunter und drüber“ von Canan Erek. Seit 2021 wendet sie ihre umfangreichen Kenntnisse von Bewegungslehren und somatischen Praktiken im Kontext der Tanztherapie und Persönlichkeitsentwicklung an.